Bericht zur Tour
Autor
Nina Schneider
Erstellt am
02.08.2020 19:15
Letzte Änderung
02.08.2020 19:15
Tourenbericht

Trotz Covid 19 konnten wir die Tour 2020 mit 5 Teilnehmer*innen durchführen. Danke an die Kurzentschlossenen und den Club! Und danke an die Hütten, die mit der halben Auslastung für einmal sehr ruhig und geräumig waren. Eigentlich unverständlich, dass die Sommerhochtouren des SAC Baldern nicht überbucht sind. Denn trotz mässigem Wetter und vielen Routenänderungen waren die Tage - nicht zuletzt dank der ungetrübten Begeisterung unserer Bergfrührerin Barbara Lechner – erneut ein Hochgenuss. Als Aspirantin mit dabei war Laura Bomio aus Grindelwald, die uns mit ihrem Strahlen und ihrer Gelassenheit umgarnt hat. Wir wünschen ihr einen tollen Abschluss im Herbst und hoffen innig, sie auf unseren Touren wiederzutreffen! Vom SAC Baldern mit dabei war das Team vom letzten Jahr: Maja Hess, Stella Jegher, Karl-Heinz Moller (Gast), ich Nina Schneider und neu Julia Kuark.
Am ersten Tag war das Wetter wider erwarten stabil. Der Kraxelpfad von der Sustenpasshöhe über den Bockberg in das Sustenjoch und über den Wallenburfirn in die Voralphütte, mit seinen Aufschwüngen über schmale Felsrippen und seinem Abstieg über lebendiges Geröll und Schutt, war vielseitig und leicht zu meistern. Mitten im Geschiebe blühte noch der Frühling – so schön! Auf der Hütte trafen wir auf Stella und Julia, die von der Göscheneralp über die Bergseehütte und den Horenfellistock zugestiegen waren. Der Nachmittag bot üppig Zeit, den Ostgrat des Sustenhorns zu studieren, der noch eine Weile auf uns warten muss. Denn – anders als wir hofften – wurde schnell klar, dass die angestrebte Klettertour wetterhalber verschoben werden musste. Um keinen Vorschlag verlegen, heckten unsere Bergführerinnen gleich eine Alternative aus. Aufstieg über die Chelenalplücke und das Sustenlimmi in die Tierberglihütte.
Dann folgte für Barbara leider eine unruhige Nacht. Stündlich prüfte sie das Wetter und blies am Ende zum Abstieg in die Voralpkurve (Wiggen) und zu einer Taxifahrt zurück zum Steingletscher. Dauerregen, Wind und Schnee waren angesagt. Der Abstieg blieb erstaunlich trocken und auch zum Fuss des Tierberglihüttenpfads schien das Wetter gnädig zu sein. Dann aber fing es zunehmend an zu peitschen und alle waren froh, hatte Barbara für uns den kürzesten Aufstieg gewählt. Durchnässt bis auf die Haut erreichten wir bei guter Laune das Schiff auf dem Berg und beschäftigten uns den ganzen Nachmittag damit, unsere Kleider für den nächsten Tag zu trocknen. Derweil beteten unsere die Bergführerinnen zum Wettergott und prüften Wegvarianten für den Folgetag. Statt der Überschreitung der drei Tierberge stand am Ende der Aufstieg auf dem Nordgipfel des Hinter Tierberg auf dem Programm. Erneut mussten wir den Wecker zweimal stellen. Das Aufklaren aus Westen liess sich Zeit. Eine Stunde später als geplant starteten wir im dicken Nebel auf den Gletscher. Mystisch war der Gang durch die Unendlichkeit, aber leider, leider klarte es noch immer nicht auf. Vor dem Aufschwung auf die Krete war daher Schluss und Zeit für die Umkehr zur Tierberglücke. Immer frohgemut schlug uns Barbara vor, zumindest den Vorder Tierberggipfel mitzunehmen. Und wahrlich: Hochstimmung bei allen als wir dort angelangt, durch kleine Fenster in die Tiefe guckten. Denn endlich verzog sich das schwebende Weiss.
Im Abstieg erreichte uns für den Lunch just als wir auf das Tierberglägerli stiessen dann endlich die Sonne und liess uns allen Trübsal vergessen. Der Aufstieg zur Trift war ein Augenschmaus. Frisch gewaschene saftige Wiesen, rotbraun flammend die felsigen Flanken, unten schroff blau zerklüftet und oben unendlich weit und weiss die Gletscher. Das Nachmittagsbad in der Ebene genoss für einmal nur Maja. Nina hielt sich an die warmen Platten und die in allen Grüntönen schillernden Moose und Flechten. Und endlich nun auch die Nachricht: für Sonntag fast stabiles Hochtourenwetter.
Statt am letzten Tag erneut über Gletscher auf das Diechterhoren zu watscheln, juckte es auch unsere Bergführerinnen nochmals so richtig Fels unter die Sohlen zu kriegen. Wir durften wählen: Klettertour über die Felsrippe hinter der Hütte oder eine Rundtour über das Steinhüshoren und die Krete in den Furtwangsattel, sowie durch das Trifttellti in die Windegghütte. Alle entflammten wir für die lange Route, die uns – oh Glück, oh Zauber – trotz kurzer morgendlicher Eintrübung mit langen Sonnenphasen und zauberhaftem Weitblick dankte. Ein Traumtag. Insbesondere genossen wir alle das Spiel am soweit einfachen aber langen, langen Grat über Stufen und immer neu auftauchenden Zwischenspitzen, über Felsblöcke, Schotter und Sand. Und die Freude zählte heut sogar doppelt, denn bei erneutem Regen wäre das Ganze wohl schnell etwas ungemütlich geworden. Lüpfig dann auch der Abstieg ans Tälliseewli zur Waschung bei rund 10 Grad. Erquickt gings dann zwischen Boulderblöcken über Matten zum vorletzten Akt mit Kuchen auf der Windegg. Erschöpft oder nicht: noch einmal ein Naturparadies im Abstieg zur Seilbahn.

Wer nicht dabei war, hat was verpasst. Bald gibt es eine neue Chance: Beim Warten auf den Bus verrät uns die Bergführerin die Idee fürs 2021: Mäntliser, Krönten, Gross Spannort. Das schlägt gleich ein! Barbara und Laura und allen Teilnehmenden einen grossen Dank für ihren Humor und die wasserdichte Laune.